Meine erste fotografische Reise führte mich im August 2009 ins polnische Oświęcim. Am 27. Januar nähert sich nun das mittlerweile 77. Jahr der Befreiung des Lagers. Mit den nächsten Posts werde ich mich diesem besonderen Ort widmen.

Die warme Sommerluft duftete nach Wildwiesen und Feldern. Der Fahrtwind fuhr durch meine Haare und ich zählte die kleinen Dörfer, die wir während unserer sechsstündigen Autofahrt durchfuhren. Ich schaute im Rückspiegel wie ihre Kirchtürme immer kleiner wurden bis die Straße sie gänzlich verschluckte. Irgendwann am frühen Abend erreichten wir unser Hotel.
Nach dem Abendessen spazierten wir durch die verwaisten Gassen der Altstadt von Oświęcim wie zwei Verirrte und obgleich es ein herrlicher Sommerabend war, schien mir dieser Ort so seltsam fremd und schaurig. Und wenn ich meine Augen schloss, dann war es als würde ich die schweren Stiefel hören und die verzweifelten Schreie. Doch ich war nur ich, in meinen Turnschuhen, Jeans und T-Shirt im Sommer 2009 – mit allem, was ein Mensch sich nur wünschen kann…
Am nächsten Morgen wachte ich auf und hörte es bereits. Ich schaute aus dem Fenster und sah: Regen! Aber es regnete nicht einfacher nur – es goss wie aus Kannen. Sturzbachartig ergoss er sich auf Dächer und Straßen.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg. Das Lager war ungefähr 15 Minuten von unserem Hotel entfernt. Wir fuhren die Legiónow entlang und erblickten die Wachtürme und Mauern des Stammlagers Auschwitz I.
Busse fuhren auf dem Parkplatz der Gedenkstätte im Minutentakt ein und aus. Türen öffneten sich und Dutzende Touristen strömten aus ihnen heraus – Menschen aus allen Teilen der Welt.
Ich erinnere mich, wie beiläufig ich durch das Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ lief. Fast so, als hätte ich es nicht wahr genommen. Die Schwere der Geschichte verleiht den Orten und ihren Dingen oft eine unermessliche Größe, die wir zu begreifen nicht im Stande sind und die bei genauer Betrachtung in ihrer natürlichen Erscheinung klein und fast unbedeutend wirken.






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